Es war mal wieder so weit: Die Weinmanufaktur Untertürkheim öffnete wieder einmal ihre Pforten. In den beinahe historischen Gebäude der Genossenschaft findet regelmäßig ein handwerklicher Markt statt, wo auch die Weine des Gastgebers verkostet werden können. Für Weininteressierte sind aber sicherlich die angebotenen Führungen durch den Betrieb am spannendsten. Der ehemalige Geschäftsführer Günter Hübner führte uns durch alle Stationen der Weinbereitung.
Gleich die erste Station hatte einen morbiden Charme: Ein ehemaliger Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg dient heute als Weinkeller, wo die Sekte und Weine reifen. Weiter ging es zur Traubenannahme und zu den Keltern. Herr Hübner scheute sich auch nicht, die etwas verschrieene Thermovinifikation für „seinen“ preiswerten Trollinger anzusprechen. Mutig würde ich sagen! Es ist und bleibt wahrscheinlich auch einfach Bestandteil der württembergischen Weinbereitungsmethoden. Über das Edelstahl-Tanklager ging es in die Abfüllung, die erstaunlich überschaubar wirkt für einen die Größe des Betriebes. Der Höhepunkt und Abschluss, wie bei den meisten Kellerführungen, war der Reifungsraum. Jener Bereich des Kellers also, die den urigem Klischee der Weinherstellung am ehesten entspricht: Barrique-Fässer und kunstvoll verziertes „Großes Holz“, die eine Geschichte aus mehreren Jahrzehnten erzählen.
Am Ende der Führung hatte ich noch Gelegenheit mit Herrn Hübner ein paar Minuten persönlich über die Veränderungen der letzten Jahre zu sprechen. Er berichtete, dass sein Betrieb einer der ersten in dieser Region war, der die Veränderungen im Weinmarkt erkannte und der Weinmanufaktur einer radikale Qualitätsoffensive verordnete. Damals belächelt, präsentiert sich die Genossenschaft bestens aufgestellt; und noch am Leben! Leider kann dies nicht mehr von allen Winzern behauptet werden, die damals Spot übten! Um ein Beispiel zu nennen: Man verabschiedete sich von den Bezeichnungen Qualitäts- und Prädikatswein und führte eine eigene Unterteilung (1 bis 3 Sterne) ein, damit der Konsument die einzelnen Qualitätsstufen besser erkennen und unterscheiden kann. Interessanterweise werden nicht, wie andernorts häufig anzutreffen, die an den VDP angelehnte Stufen (Ortswein, Gutswein, Lagenwein) verwendet. Allerdings würde sich das auch nicht zwangsläufig für eine Genossenschaft anbieten, die sich naturgemäß schwer tut, Lagenweine zu verkaufen.
Wir begaben uns für ein langes Wochenende nach Südtirol, um die Weine dieses unbestritten schönen Landstriches des deutschsprachigen Italiens mit eigenen Augen unter die Lupe zu nehmen. Von München aus ist es nur noch ein „Katzensprung“ über die Alpen bis nach Bozen. Noch bevor man die engen Täler verlässt befindet man sich im nördlichsten Anbaugebiet Italiens.
Südtirol leidet unter den Massen an Touristen aus den nördlichen Nachbarstaaten, die der Brenner zu jeder Jahreszeit Richtung Süden ausspuckt. Das macht sich auch am Weinmarkt bemerkbar: Große Fahrzeuge mit vielen Menschen (auch Busse genannt), bedürfen große Flaschen mit viel viel Wein. Die Bezeichnung „Kalterer See“ wurde früher auch oft missbraucht von Betrieben, die nichts mit dieser ausgezeichneten Lage zu tun hatten. Ein Paradebeispiel für die Entwertung wertvoller Lagen und für die kritiklose Akzeptanz von minderer Qualität durch die Verbraucher. Somit verwundert es nicht, dass man sich auf Rebsorten konzentrierte, die den Massenmarkt befriedigen konnten; Stichwörter: St. Magdalena und Vernatsch. Auch die Dominanz der Genossenschaftskellereien, hier werden sie häufig „Cantina“ genannt, trägt ihren Teil zu diesem Effekt bei, helfen aber den kleinen Traubenbauern zu überleben.
Doch es gibt auch ein anderes Südtirol: Eine wachsende Zahl von eigenständigen Winzern betreibt Weinbau auf höchsten Niveau. Sie verstehen es aufs Beste, die Vielfalt an Böden und die Besonderheiten der Lagen ideal zu nutzen. Diese Weingüter beeindrucken nicht nur mit ihren tollen Weinen, sondern auch mit der Architektur und Einrichtungen ihrer Probierstuben und Betriebe. Fahrt hin, seht es Euch an!
Es darf aber nicht unerwähnt bleiben, dass die großen Kellereien auf den Zug bessere oder beste Weinqualität aufgesprungen sind und hochpreisige, individuelle und konzentrierte Weine anbieten. Wir haben das Feld von Süd nach Nord aufgerollt. Unsere Stationen waren der Reihe nach:
Alois Lageder
A. Lageder ist wahrscheinlich der Pionier des biodynamischen Weinbaus in Südtirol. Er vertreibt zwei Marken: X konventionell und Y biodynamisch. Eine Frage die man oft hört und die ich mir selber auch immer wieder stelle: Biodynamik – schmeckt man das? Wahrscheinlich nicht. Vielmehr ist es eine Überzeugung die gelebt wird. Wir fanden diese Weine aus beiden Linien überzeugend:
Elena Walch
Elena Walch ist so etwas wie der Star unter den Südtiroler Winzern. Ihr Wein „Over the Clouds“ hat internationale Anerkennung gefunden, was nicht zu letzt daran liegt, dass der Name bewusst auf den berühmten „Cloudy Bay“ aus Neuseeland anspielt und sogar noch Überlegenheit suggerieren will. Entsprechend hoch ist auch sein Preis; seine Qualität steht dem aber in nichts nach.
Genossenschaft St. Michael-Eppan
In St. Michael-Eppan kann man viele gute und preiswerte Weine kaufen. Der Verkaufs- und Verkostungsraum ist sehr stilvoll und edel eingerichtet. Hier macht Verkosten richtig Spaß! Das absolute Highlight für uns war der Komtess‘. Ein faszinierender Süßwein aus XX.
Genossenschaft Schreckbichl
Ein weiterer Big Player ist Alto Adige. Er überzeugte uns mit seinen Burgunder-Weinen:
Genossenschaft Terlan
Westlich von Bozen kehrten wir bei der Kellerei Terlan ein. Hier gibt es richtig gut gemachte Rotweine, wenngleich für uns die neue Weisswein-Kreation „Nova Domus“ die absolute Entdeckung ist. Ein Wein der in erster Linie an Marzipan oder Dominosteinen erinnert. Ideal für die Weihnachtszeit (oder Liebhaber dieser süßen Leckereien).
Genossenschaft Nals-Margreid
Der letze Halt war die Kellerei Nals-Margreid. Der Verkostungsraum ist eigentlich mehr ein Gewölbe mit uralten gemauerten Wänden und sich perfekt integrierender Inneneinrichtung. Selten hat findet man so schöne Sanitäranlagen. Dieser Kellerei hat sich mit Rotwein-Cuvées hervorgetan, die sich stark an das französische Vorbild aus Bordeaux halten. Diese Stilistik spiegelt sich auch im modern interpretierten französischen Etikett wieder.
Zu guter letzt kann man nur empfehlen, sich auf den Weg zu machen und das traumhaft schöne Etschtal zu erkunden. Man sollte nur darauf achten, nicht den ganz großen Massen zu folgen…
87 Punkte: Freiherr von und zu Franckenstein (Baden) ~ Weißer Burgunder GG Schützenberg ~ 2011 (17,80€); würzig, schöne Barrique-Noten, kräftige, aber gut eingebundene Säure
Wir nahmen uns eine Woche Zeit, um die Weinwelt zwischen San Francisco und Los Angeles zu erkunden. Ich habe einige Empfehlungen für Zinfandel bekommen, die es zu bestätigen oder zu widerlegen galt. Dabei fuhren wir durch folgende Regionen:
Santa Cruz Mountains:
Monterey
Paso Robles: Turley, Ventoux,
Santa Ynes Valley: Fess Parker
Insgesamt muss man sagen, es wahr immer wieder ein Wohltat, wenn man Weine verkostet, die nicht weit über 14 Vol.-% Alkohol liegen. Bei solchen Weinen erschlägt der brandige Geschmack viele andere Sinneseindrücke. Klar, die Sonne Kaliforniens lässt den Zuckergehalt schnell in die Höhe schnellen, allerdings hat man in der selbigen kaum Lust auf diese Weine.
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