Während eines Mallorca-Urlaubs wurde ich von einem Winzer auf eine kleine Weinbaugegend im Südosten Los Angeles aufmerksam gemacht. Die meisten Anbaugebiete Kaliforniens befinden sich eigentlich mehr oder weniger nördlich der Stadt der Engel, weil es immer trockener und wärmer wird, je näher man Mexiko kommt. Aber eine besondere Gebirgsformation erlaubt es den kühlen(den) Winden vom Pazifik weiter ins Landesinnere vorzudringen. Diese Lücke in der Hügelkette wird sinnigerweise Rainbow Gap genannt, weil die hohe Luftfeuchtigkeit der Meeresluft gemeinsam mit der ewigen Sonne häufig zur Regenbogenbildung führt. Diese kühle und feuchte Luftmasse sorgt wider Erwarten für ein für Weinbau geeignetes Mikroklima.
Während eines weiteren Kurztrip nach Los Angeles machte ich mich an einem angeblich unüblich warmen Tag mit 40 Grad im Schatten in diese ziemlich unbekannte Weinbauenklave auf, in der seit den frühen 1980er-Jahren Reben angebaut werden. Auffällig war der extrem breite Rebsortenspiegel mit allen namhaften Vertretern aus Spanien, Italien, Bordeaux und Rhône. So eine extreme Sortenvielfalt ist für mich oft ein Zeichen mangelnder Fokussierung oder dass sich der Winzer/die Region noch im Experimentierstadium befindet. Ungewohnt für USA war auch die – nennen wir sie mal – hemdsärmelige Gastfreundschaft in den Probierstuben. Keiner der besuchten Weinerzeuger glänzte weder mit Auskunftsfreude noch mit Kompetenz der Mitarbeiter. Bspw. wurde Albariño wegen seiner spanischen Wurzeln eine gute Hitze- und Trockenheitsvertröglichkeit zugesprochen. Das für Spanien untypische galizische Klima scheint mehr oder wenig völlig unbekannt zu sein.
Alle Weine jedweder Rebsorte, egal ob rot oder weiß, schienen mit durchweg zu marmeladig, zu breit, zu fett und zu wenig Eleganz mit relativ deutlich schmeckbaren Fassausbau. Es fehlte schlicht meist an Eleganz und Komplexität. Das bedeutet, dass dieses Fleckchen Erde anscheinend eben doch nicht kühl genug ist für die angebauten Rebsorten bzw. haben die Hersteller den Weinbau noch nicht so optimal an die Gegebenheiten angepasst. Es wird sich die nächsten Jahre zeigen, ob es nur an der kurzen Erfahrung dieser Region liegt und ob sie die Weinbauer auf die Stärken und Besonderheiten von Temecula berufen, wenn sie sie denn mal gefunden haben.
Ein Lichtblick gab es dann aber doch: Zinfandel scheint bei den meisten Winzern anständig zu gelingen. Für mich bei diesem Klima keine große Überraschung. Das sollte man versuchen zu perfektionieren, wohl wissend dass man mit Paso Robles eine sehr starke Konkurrenz im eigenen Bundesstaat mit bestem Ruf hat.