Kein Scherz, am 01. April hatte ich mal wieder das Vergnügen nach Los Angeles fliegen zu können. Meinen freien Tag habe ich natürlich genutzt, um mich mit lokalem Wein detailliert zu beschäftigen. Früh morgens machte ich mich auf den Weg nach Santa Barbara, um mich mit einem Kumpel aus der Weinwelt zu treffen und mir ein paar Wineries präsentieren zu lassen.
Durch den üblichen Verkehrskollaps in LA benötigte ich für die Fahrt knapp 3 Stunden. Aber ich kam dennoch pünktlich in diesem mondänen und pittoresken Städtchen bei herrlichsten Wetter an. Insgesamt ist die Lebensqualität in Santa Barbara schon ganz weit vorne anzusiedeln – wenn man gesund ist und Geld hat. Die besondere Lage, oder vielmehr die außergewöhnliche Ausrichtung dieses Küstenstreifens (Ost/West statt Nord/Süd), ergibt in weiten Teilen ein besonderes Mikroklima. Dadurch wird es den Winzern möglich, Rebsorten anzubauen, die sich normalerweise auf diesen Breitengraden nicht so recht wohlfühlen würden. Die abwechslungsreichen Bodenarten steuern ihren Teil für die große Vielfalt an Weinstilen bei.
Genau hier scheint die Region aber noch nicht am Ziel zu sein. Im Grunde findet man hier alle berühmten Vorbilder aus Europa: Es werden Rhône-Stile (Syrah, Grenache), Bordeaux-Cuvée (Cabernet Sauvignon, Merlot und Petit Verdot) und auch Burgunder-Weine (Pinot noir/Spätburgunder und Chardonnay) kreiert. Und in der Tat gelingen nicht selten einzelne Weine überragend gut, dass manchmal sogar das Vorbild aus der Alten Welt überflügelt wird. Selbstverständlich stehen die Weine aus Santa Barbara preislich den großen Namen aus Europa auch kaum nach.
Leider scheint es aber so zu sein, dass es trotz des sehr stabilen und verlässlichen Klimas es kaum einem Erzeuger gelingt, dass teilweise sehr hohe Niveau einzelner Weine oder Jahrgänge nachhaltig reproduzieren zu können. Die Jahrgangsunterschiede fallen manchmal sehr krass aus – und das nicht nur ins Positive. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass die Region noch auf der Suche ihrer Identität ist und sich in den Weinstilen auch niederschlägt auf gleich bleibend hohen Niveau. Aber es ist auch das gute Recht von Neueinsteigern und einer relativ jungen AVA zu experimentieren.
Wir die Probierstuben folgender Wineries besucht:
- Whitcraft: sehr gehypte Weine (Chardonnay und Pinot noir – aber auch Lagrein!), die ganz ohne maschinellen Einsatz (auch im Keller!!! – also ohne Pumpen und Filter) erzeugt werden. Kleinste Mengen und die Flaschenpreise gehen gerade durch die Decke!
- Grassini: Bordeaux-Blends mit unterschiedlichsten Rezepten unter selben Namen. Teilweise gute Weine, aber ziemlich verwirrendes Konzept.
- Happy Canyon: Pferdenarren die anständige Cabernets bereiten
- Margerum: Ausgezeichneter Grenache und gute Rhône-Blends
- Jamie Slone: ehemaliger Rennfahrer der auch einen Albarinho macht
- Frequency: macht mit sehr konzentrierten und komplexen Syrahs von sich reden.
Kommentare sind geschlossen, aber Trackbacks und Pingbacks sind möglich.