Nach 5 Monaten Funkstille: Die (Lern-) Sommerpause ist beendet!
Nachdem die Diplomprüfung zu den Weinen Anfang Juni endlich abgelegt war, stand zunächst eine kleine Erholungspause an. Umso mehr hat es mich gefreut, ganz unverhofft mit →Frank Röder – einem der wenigen deutschen Master of Wine – am 07. Aug. einen Tag im Napa Valley verbringen zu können.
Unser Ausflug stand anfangs noch unter keinem guten Stern, dafür aber auf der Kippe: Bei der Autovermietung in San Francisco herrschte absolutes Chaos! Es bildeten sich Warteschlangen von mehr als 50 Metern bei den Vermietern. Albtraum! Wider Erwarten haben wir in letzter Sekunde doch noch ein Fahrzeug zugeteilt bekommen (reserviert für 07:00 Uhr konnten wir kurz nach 11:00 Uhr vom Hof fahren). Eigentlich kann man von Dollar und Alamo nur noch abraten…
Mit quitschenden Reifen rasten wir über die Golden Gate Brücke nach Oakville im Napa Valley. Trotz reichlich Verspätung erwartete uns Nova Cadamatre (→Nova’s Wine Blog), die sehr freundliche Red Wine Makerin (schönes denglish ;-)) von Robert Mondavi Winery. Nova führte uns höchstpersönlich durch die Weinkeller und weihte uns in das ein oder andere Geheimnis ihrer Weinkunst ein.
Bevor wir uns den einzelnen Weinen widmeten, sei gesagt, dass das Napa Valley zu den hochpreisigsten Anbaugebieten der Neuen Welt zählt. Die große Frage ist natürlich, sind die Weine ihren Preis wert? Mein Fazit: Das muss jeder für sich selber entscheiden! Fakt ist aber auch, dass im Napa Valley für die besten Weine ein unvergleichlicher Aufwand, eine gnadenlose Selektion und ein sehr hoher Investitionsaufwand betrieben wird. Also, nicht erschrecken bei den aufgerufenen Flaschenpreise 😉
Als Abschluss unseres Besuches machten wir eine geführte Verkostung aller Reserve-Weine von Mondavi. Wir konnten uns selber davon überzeugen (falls es nicht eh schon von vornherein feststand), dass Nova einen sehr guten Job macht hat und sich die harte Arbeit lohnt:
88 Punkte: Chardonnay Reserve Carneros 2011 (ca. 35€): sehr gut und bestens integrierte Holzaromen, frische Säure, Steinobst, schmelzig; 14,3 Vol.-% Alk.
86 Punkte: Sauvignon Blanc Reserve „Fumé blanc“ 2011 – 98% Sauvignon Blanc, 2% Sémillon (50US$): zurückhaltender Holzeinsatz, die Frucht des Sauvignon Blancs steht im Vordergrund, ausgedehnte Länge, alle Aspekte sind gut ausbalanciert; 13,5 Vol.-%.
89 Punkte: Cabernet Sauvignon Reserve 2005: Herrlich samtige Tannine mit kräftiger Struktur, wirkt noch überraschend jugendlich und wird sich noch mindestens die nächsten 5 bis 8 Jahre steigern, Johannisbeere, Eukalyptus, Liebstöckel.
? Punkte (erlaube mir noch kein Urteil): Cabernet Sauvignon Reserve 2008: großes Potential, kräftige Tanninen, aber eigentlich zu jung für den Genuss.
? Punkte (erlaube mir noch kein Urteil): Cabernet Sauvignon Reserve 2009 – 88% Cabernet Sauvignon, 8% Cabernet Franc, 4% Petit Verdot (135 US$): der Cabernet Franc bringt eine deutliche Kräuterwürze ein, ebenfalls noch deutlich zu jung, wieder in 5 Jahren probieren und Freude daran haben; 15,5 Vol.-% Alk.
Nach der ersten Weinprobe fuhren wir zur Stärkung weiter Richtung Norden zur →Sattui Winery, wo wir uns ein leckeres Picknick im schönen Garten schmecken ließen. Im Wine Shop von Sattui wird Merchandising auf höchstem Niveau betrieben. Nicht zu Unrecht wurde sie schon öfters zur „Winery of the Year“ gekührt. Zu lecker Mortadella, Salami, vorzüglichem Käse und in Knoblauch eingelegte Shrimps gab’s eine schöne Flasche Hauswein Sauvignon Blanc.
Abschließend ging’s wieder zurück Richtung Carneros. An den Flanken des bekannten Mount Veeder besuchten wir die →“Hess Collection Winery„. Dank Frank kamen wir auch hier in den Genuss einer persönlichen Führung und kostenloser Weinpräsentation:
79 Punkte: Chardonnay Select 2011 (11 US$): spitze Säure (wirkt etwas zugesetzt und nicht optimal eingebunden), Aromen sauber, aber etwas eindimensional
80 Punkte: Sauvignon Blanc Small Block Series (24 US$): reife Frucht, daher eher exotisch anmutend, Säure ist gut erhalten und sorgt für angenehme Frische, Johannisbeere und Passionsfrucht.
75 Punkte: Shiraz Rosé Small Block Series (22 US$): deutliche Restsüße, sehr fruchtig nach Erdbeere, dropsig, Kirschwasser (deutet auf Kohlensäuremaischung hin, die aber laut Verkäufer nicht stattgefunden haben soll), vom Stil her erinnert dieser Wein an einen Beaujoulais Primeur.
83 Punkte: Cabernet Sauvignon Allomi Vineyard 2010: kräuterwürzig, pfeffrig, Teer, Tabak, noch etwas ungestüm und jung.
86 Punkte: „The Lion“ 2008 (125 US$): sehr samtige, perfekt strukturierte Tannine, voll ausgereifte Frucht, intensive Aromen nach roten Beeren, Lakritze, Eukalyptus, es fehlt leider etwas an Länge.
Insgesamt muss man leider festhalten, dass die Hess-Weine dem zuvor besuchten Weingut Mondavi nicht ganz das Wasser reichen können. Der Vergleich fällt natürlich etwas schwer, weil unterschiedliche Stile verfolgt werden.
Trotz der kleinen Widrigkeiten war es ein toller Tag! Für Weinliebhaber ist das Napa Valley auf jeden Fall ein Muss.
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